Mit "Winter is coming" startet die 1. Episode von "Games of Thrones". Sieben Königreiche müssen sich dabei vereinen um die übermächtigen und übernatürlichen White Walkers, die einen langen Winter bringen werden, zu bekämpfen.
Diese Geschichte passt sehr gut zu den aktuellen Entwicklungen der Künstlichen Intelligenz in Europa. Die Königreiche sind die EU-Staaten, welche sich gegen die "White Walkers" aus dem EU-Parlament wehren müssen. Die White Walkers planen einen Angriff unter dem Titel "Artifical Intelligence Act (AIA)" mit der Absicht die Entwicklungen und den Umgang mit Künstlicher Intelligenz zu "regeln".
Das ist grundsätzlich nicht verkehrt. Sieht man sich diese Regelungen genauer an, dann wird leider schnell klar, dass Europa sich gerade, nach den 70er und 80er Jahren, in den dritten KI Winter manövriert.
Was die Sache noch "paradoxer" macht, ist der gleichzeitige Versuch der EU, im Thema Künstlicher Intelligenz eine führende Position einzunehmen. 2018, also pre-covid, plante die EU noch bis 2020 ein Investitionsvolumen von 20 Milliarden Euro in die KI zu investieren. Offensichtlich wurde das Geld dazu verwendet eine Kugel aus 24 Karat Gold, in Form des AIA, zu gießen, um sich damit selbst ins Knie schießen zu können.
Im AIA wird deutlich, dass die Politik die Künstliche Intelligenz in erster Linie als Bedrohung sieht und daher wird nur zwischen
Unannehmbares Risiko
Hohes Risiko
Geringes Risiko
Minimales Risiko
unterschieden. Als Beispiel für "unannehmbares Risiko" wird "Spielzeug mit Sprachassistenten" angeführt. Da habe ich mich spontan an den letzten Besuch meiner Neffen und Nichten, so im Alter zwischen 6 und 10 Jahren, erinnert. Eines ihrer Lieblings-Spielzeuge ist die Alexa im Wohnzimmer, die regelrecht von der "Rasselbande" mit allen möglichen Kommentaren und Befehlen "gequält" wird. Die Alexa ist vollgestopft mit KI, hört sich das alles sehr geduldig an und gibt nach Möglichkeit auch die eine oder andere sinnvolle Antwort. Da hätte ich, mit Blick auf das von AIA definierte "unannehmbare Risiko", doch fast für einen kurzen Moment ein schlechtes Gewissen bekommen.
Inzwischen wurden in einer Studie, im Auftrag der EU, vom Center for Data Innovation auch die Folgekosten dieser AIA untersucht. Ernüchterndes Ergebnis:
The AIA will cost the European economy €31 billion over the next five years and reduce AI investments by almost 20 percent. A European SME that deploys a high-risk AI system will incur compliance costs of up to €400,000 which would cause profits to decline by 40 percent.
Aus dem Versuch der EU ihre Bürger zu schützen, wird eine sehr kostspielige Entmündigung. Wenn das nicht Erinnerungen an die DSGVO weckt? Alle Talente die sich dem Thema KI widmen, werden das kaum innerhalb der EU tun wollen. Eine neue Chance für die Schweiz und jetzt auch für Großbritannien (UK). Vermutlich muss zukünftig auf Produkten die mit KI ausgestattet sind und in die EU importiert werden, ein Warnvermerk "ACHTUNG beinhaltet KI" angebracht werden. Der Nutzen der KI wird beim "AIA Act" völlig ausgeblendet.
HOLONIQ. GLOBAL INTELLIGENCE hat im Februar 2020 eine "globale Landkarte" zu den KI Strategien über 50 Länder zusammengestellt. Wie viele andere Staaten, hat auch China bereits 2017 das Ziel definiert, bis 2030 die führende Nation auf dem Gebiet der KI zu werden, weil China den Nutzen dieser neuen Technologie erkannt hat. Und den Worten in China folgen jeden Tag neue Taten und Beweise, dass es ernst gemeint ist. Aber auch so ein großer Tanker wie China braucht seine Zeit bis er das richtige Tempo erreicht hat und in der Zwischenzeit zeigt der AI Readiness Index 2020 mit seinen 11 Mess-Kriterien die USA, UK und Finnland als die drei führenden Nationen. Österreich kommt auf Platz 22.
Auch die Industrie in Österreich hat das erkannt und unter dem Titel "DIGITAL.ERFOLGREICH.INDUSTRIE. Transformation zum digitalen Österreich 2030+" folgende Erkenntnis veröffentlicht:
Die Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz (KI) für die Industrie sind vielfältig: von der intelligenten Automatisierung und Produktion über eine verbesserte Mensch-Maschine-Kollaboration bis hin zum Einsatz von Robotik sowie Datenanalytik. Aktuell wird das Potenzial von KI und den dadurch entstehenden neuen Geschäftsmodellen bei weitem nicht ausgeschöpft. Lediglich sechs Prozent aller österreichischen Unternehmen nutzen Big Data - europäische Spitzenreiter wie die Niederlande oder Belgien kommen auf mehr als dreimal so hohe Werte. KI hat ein enormes volkswirtschaftliches Potenzial. Simulationsrechnungen gehen davon aus, dass durch den flächendeckenden Einsatz von KI bis zum Jahr 2035 ein doppelt so hohes Potenzialwachstum des Bruttoinlandproduktes (drei Prozent statt 1,4 Prozent) realisierbar wäre.
Kann Österreich, kann Europa es sich leisten auf dieses Wachstumspotenzial zu verzichten?
Quellen: Vorschlag der EU zur Regelung der Künstlichen Intelligenz (https://ec.europa.eu/germany/news/20210421-kuenstliche-intelligenz-eu_de) AI Digital Readiness Index (https://www.oxfordinsights.com/government-ai- readiness-index-2020) Studie "AIA Costs" von Center for Data Innovation (https://datainnovation.org/2021/07/how-much-will-the-artificial-intelligence- act-cost-europe/) Positionspapier Industriellenvereinigung (IV) Österreich, DIGITAL.ERFOLGREICH.INDUSTRIE https://www.iv.at/de/iv/pageflip/103353/ #page=1) HolonIQ AI Strategy Landscape (https://www.holoniq.com/notes/50-national-ai- strategies-the-2020-ai-strategy-landscape/)
Comments